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Loveweek 2004: Not the real deal ...


Am Sez

Schon beim Vorbeilaufen am SEZ fiel mir auf, dass fast niemand da war: Höchstens 50 Leute - mehr Zaungäste als Raver! - tummelten sich auf der ehemaligen Eisbahn und dem zugehörigen Freigelände, und das 10 Minuten bevor Dr. Motte höchstpersönlich laut Lineup die Plattenteller zum glühen bringen sollte.

Am Eingang erwartete mich dann ein nettes Mädel im Security-Outfit und filzte mich nach Bomben und Getränken (beides durfte nicht mitgebracht werden). Sie wurde fündig, denn da ich mich auf einen langen Tag vorbereitet hatte befanden sich auch 2 Flaschen Multivitaminsaft in meinem Rucksack! Die wollte ich mir für später aufheben und fragte höflich, ob man die irgenwo deponieren und später wieder abholen könne. Die Antwort kam mit dem provokantem Zynismus von jemandem, der drei hühnenhafte, finster dreinblickende Bodybuilder in seinem Rücken weis: "Ja, dort drüben im Mülleimer!" und mit einem frechen Grinsen "... sie können ja auch draußen bleiben!"

Draußen bleiben? Hmmmm.... gute Idee! Danke für den Tipp!!

Am Cafe Schönbrunn

Hier war eindeutig mehr los als im SEZ. Aber wie an dem einzigen Bild zu sehen, fand ebenfalls nicht jeder Einlass in die von Radio Fritz gesponsorte Party.
Das Deja-Vu mit den Getränkeflaschen reichte noch nicht ganz, um meine bis dahin positive Stimmung zu knicken; aber der prompt einsetzende, erste Regenschauer des Tages tat dann ein übriges :-(

Demo: "Fight the Power"

Der große Regen begann - wie konnte es anders sein - pünktlich um 17 Uhr während Dr. Mottes Eröffnungsrede.
Interessanterweise liesen sich die zahlreichen Raver von dem Wetter nicht im geringsten beeindrucken. Im Gegenteil, sie spendierten dem um Glaubwürdigkeit ringenden Motte (dem in den letzten Jahren ob des Gerangels um die Loveparade zum Anti-Helden avancierten Loveparade-Erfinder) sogar dezenten Beifall statt der zuletzt üblichen Pfiffe.

Trotz Gänsehaut und Frösteln in nassen Klamotten war die Stimmung gut und steigerte sich auf dem Weg zum Breitscheitplatz sogar in verhaltenen Enthusiasmus, der von den DJ's auf den 5 im Vergleich zu den Vorjahren mickrigen LKW's kräftig und erfolgreich geschürt wurde. Und spätestens nach dem zweiten Redeblock vor der Gedächntiskirche kam dann endlich so richtig Partystimmung auf! Ob das allerdings an den Rednern lag oder der Tatsache, dass inzwischen doch die Sonne die Oberhand über die Regenwolken gewonnen hatte, lasse ich dahingestellt ;-)

Auf jedenfall verlief der Umzug danach wie gewohnt: Laut, fröhlich, bunt!
Damit hatte Berlin dann doch noch seine Loveparade 2004...

PS: Ich habe heute ein paar Berichte in den Nachrichten gesehen - lasst euch nicht täuschen: Auf den Ku'Damm war die Hölle los, vor allem zwischen Kranzler-Eck (Wertheim) und KaDeWe. Die TV-Bilder täuschen, es war knallvoll wie zu besten Loveparade-Zeiten! Natürlich waren es keine Millionen, aber wie auf einigen meiner Bilder zu sehen ist war dort fast kein Durchkommen mehr - die im TV propagierten 5000 Besucher sind definitiv eine gewaltige Untertreibung: Das musste auch die Polizei feststellen, die dummerweise im hinteren Ku'damm-Bereich nur eine Fahrspur gesperrt hatte...
30.000 sollen es laut offizieller Loveparade-Seite gewesen sein, und ich bin geneigt, dem zu glauben!

An der Siegessäule

Schade, hier hätte eindeutig mehr passieren können und müssen.
Am Konzept lag's nicht, eher an der mangelnden Werbung für das gut gemeinte Event - und natürlich auch am in Berlin mittlerweile üblichen Auftritt der Bürokratie, von den etwas zu zahlreich aufgelaufenen Ordnungshütern mal ganz zu schweigen :-(

Vielleicht war's den meisten aber einfach ein wenig zu politisch...?!
Obwohl, die rhetorischen Qualitäten der meisten Redner erreichten bestenfalls das Level von Deutsch-Referaten der 8. Klasse; wem's zu langweilig wurde konnte ja immerhin auf eine der beiden anderen Bühnen ausweichen: In Richtung Zoo gabs Hiphop und Rap, in Richtung Brandenburger Tor Rock'n Roll. In beiden Fällen dürften die Songtexte politisch anspruchsvoller gewesen sein als das was man vom eigentlichen Demo-Truck zu Hören bekam.

Wenigstens waren die anwesenden Gäste hartnäckig und liesen sich die Laune auch von den gelegentlichen Regenschauern nicht vermiesen. Schade, dass einfach viel zu wenige waren!

Party on!

Belushi